Wissen sie eigentlich, was eine Pönitentiarie ist?
Nein? Habe ich mir doch gedacht. Aber erst mal der Reihe nach
Da ich mich schon seit meiner Kindheit für Geschichte interessiere, lag es für mich natürlich nahe, mich nach meinem Abitur 1998 im WS 1998/99 an der Philipps- Universität in Marburg im Fach mittlere und neuere Geschichte einzuschreiben. Als Nebenfächer wählte ich damals Politikwissenschaften sowie Medienwissenschaft. Da dieses Nebenfach jedoch nicht ganz dem entsprach, was ich mir davon erwartet habe, wechselte ich das Fach bald darauf in Friedens- und Konfliktforschung, um dies bald in mein endgültiges 2. Nebenfach, nämlich Wirtschafts- und Sozialgeschichte einzutauschen, da ich beschloss, mein Studium hauptsächlich mit dem Schwerpunkt Geschichte abzuschliessen.
Hier bildete sich schon bald ein Interesse am Spätmittelalter heraus, das ja besonders in meiner Heimatstadt Mainz eine kulturell und historisch äusserst vielfältige Epoche war.
So lag es nahe, dass ich mich in meiner Magisterarbeit mit dieser Ära beschäftigen wollte. Und mit was kann sich ein Mainzer Historiker des Spätmittelalters lohnender beschäftigen als mit Kirchengeschichte? Schliesslich war Mainz damals Hauptstadt eines der mächtigsten Erzbistümer Europas.
So stiess ich eines Tages in der Bibliothek des historischen Seminars auf das „Repertorium Poenitentiariae Germanicum“, eines Regestenwerkes von Quellen aus einer Behörde der römischen Kurie. Diese Regesten schienen sehr faszinierend zu sein, merkte man doch gleich, dass es sich hier um Eingaben von Gläubigen aus ganz Europa handelte, die sich in Glaubensfragen an die Kurie wandten. Die päpstliche Pönitentiarie fungierte in dieser Zeit nämlich sozusagen als „Verwaltung des Gewissens“, auch „päpstlicher Gnadenbrunnen“ genannt, da nur hier für schwere religiöse Vergehen Absolutionen erteilt wurden, mit denen man die schwerwiegenden Folgen einer Exkommunikation abwenden konnte.
Für die Mainzer Stadtgeschichte bedeutet diese Fülle von Daten natürlich einen reichhaltigen Bestand an Namen von Klerikern und Laien, die hier detailliert mit wichtigen Ereignissen aus ihrem Leben erscheinen. Sogar Mitglieder des Domkapitels tauchen in diesen Quellen auf. So konnte ich in meiner Magisterarbeit diese Quellen untersuchen und einige bemerkenswerte Fälle herausfinden.